taz: Nach dem Urteil über den Hartz-IV-Satz beginnt die große Rechnerei. Beherrscht die Regierung das Einmaleins?
Küppersbusch: Ja, die CDU rechnet mit der Vergesslichkeit des Publikums: Eben noch sprudelten 15 Milliarden Euro für HRE, 13 für die Commerzbank und viele weiteren Tranchen aus dem „Bankenrettungspaket“. Nun sei ein „einstelliger Milliardenbetrag“ für eine Hartz-Korrektur ein Riesenproblem. Die FDP rechnet, vor allem mit Schwarz-Grün auch noch in NRW und dann im Bund. Prompt schließt Westerwelle die Lücke nach Lambsdorff: Auf Marktgraf folgt Pornograf. Guido Westerwelle war seit 1983 Juli-Chef, seit 88 im FDP-Bundesvorstand und schloss sein Jurastudium erst 1991 ab: Parteiamtssalär, Diäten, Ministergehalt: Der Mann hat nie ernsthaft von etwas anderem als Staatsknete gelebt. Dass nun ausgerechnet er wirklich Bedürftige als überfressene Orgiasten schmäht – im vorrevolutionären Frankreich wäre das als der mannhafte Wunsch verstanden worden, sich immerhin die eigene Laterne auszusuchen.
Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Zum Thema:
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- Bernd Ulrich: Geistig-politische Leere
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